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»Die Schattenseite des Idealismus«
Weidler Buchverlag 2004
Über die
geistige Vorbereitung der Tragödie des deutschen Antisemitismus
Um 1800 gab es keinen deutschen Staat und keine deutsche
Kirche. So wurde die deutsche Nation als einzige in Europa von Philosophen
und Literaten gegründet. Fichte hatte mit Begriffen wie deutsche
Sprache und "deutsche Sitte"definiert, wer Deutscher sei,
wodurch noch vor Bismarcks Reichsgründung die deutsche Kulturnation
entstand. Kultur klingt nach Inbegriff aller Werte, aber schon Treitschke
prägte das fatale Wort : "Die Juden sind unser Unglück".
Sein Vorbild war die Staatstheorie der alten Griechen, und Platon
hatte die Dichter aus dem idealen Staat verbannt. Es bildete sich
gegen Bismarck eine Opposition von rechts, als deren prominentester
Vertreter Paul de Lagarde, "der Prophet der Deutschen",
gilt. Er war ein Schüler Fichtes. Aus der Tatsache, dass im
Dritten Reich der Geist dieses Philosophen über Bismarcks vernünftige
Realpolitik triumphierte, kann man ablesen, in welch hohem Maß
das politische Schicksal der Deutschen von Weltanschauungen bestimmt
wurde, die in diesem Buch erstmals ausführlich dargestellt
werden.
Nur weil man die Philosophie mit dem moralisch Guten und mit der
Vernunft verwechselte, konnte der Irrtum entstehen, der deutsche
Antisemitismus sei aus dem Christentum entstanden. Dieses Buch beschreibt
die Geburt dieser Tragödie aus dem Geist der idealistischen
Philosophie und endet in einem Appell an uns Deutsche, belastende
Traditionen abzuwerfen wie die heute nur noch überhebliche
Formel von der Kulturnation, um endlich eine europäische Nation
wie alle anderen zu werden.
ERRATUM
Der Schluss von 7.6 muss statt Da aber vor allem Juden Wert drauf legten.... (S.189 u.) heißen:
Nun findet sich das von Hitler aufgegriffene Verdikt, (12.4) die Juden seien große Meister im Lügen tatsächlich in Schopenhauers Parerga und Paralipomena, wenn auch in einer langen Anmerkung versteckt und von den üblichen Registern nicht ausgewiesen. Dabei zeigt sich, dass der menschenverachtende Philosoph in seinen, bzw. in Kants Vorurteilen gefangen blieb:
Auch ersehn wir aus den beiden angeführten römischen Klassikern (Tacitus und Justinus), wie sehr zu allen Zeiten und bei allen Völkern die Juden verabscheut und verachtet gewesen sind: zum Teil mag dies daher stammen, daß sie das einzige Volk auf Erden waren, welches dem Menschen kein Dasein über dieses Leben hinaus zuschrieb, daher als Vieh betrachtet wurde, Auswurf der Menschheit, aber große Meister im Lügen. - (P u. P, II. Bd. Über Religion, (Hübscher) Wiesbaden 1947, S.379)
Die gewaltsamen Schlussfolgerungen - der Philosoph schließt von zwei römischen Autoren auf Vorurteile aller Völker und Zeiten - sind eines Denkers nicht würdig. Aber hier wird der tiefste Punkt der Weltanschauung Schopenhauers berührt, sein tiefer Hass auf alle Theologie und damit vor allem auf die Theologen unter den Philosophen, auf Hegel allen voran, seinen schärfsten Konkurrenten und Widersacher.
Rezension von Dr. Martin Schuck in PFÄLZISCHES
PFARRERBLATT, 5/ 2005.
Internet: www.pfarrerblatt.de